Everybody's Darling - Quality Magazine
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Everybody’s Darling

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Klick. Klack. Welten können zwischen diesen beiden Schnappgeräuschen liegen. Schlägt man die Tür eines x-beliebigen Massenautos zu, achtet man nicht sonderlich auf dieses typische Begleitgeräusch des Alltags. Und dann lässt man einmal das mächtige Portal einer Luxuslimousine ins Schloss fallen. Ein himmelweiter Unterschied, durch den tiefen Kammerton der präzisen, durchdachten Verarbeitung akustisch untermalt. Als man noch in Pariser Restaurants rauchen durfte, entfaltete sich nach dem Dessert für das feine Ohr des Connaisseurs jenes kristalline Kling, das nur eines bedeuten konnte: Der Besitzer eines Feuerzeugs von S.T. Dupont entzündete gerade für sich oder seine Begleitung eine Zigarette. Es gibt im Werk von Faverges, nicht weit von den Uhrenspezialisten Genfs, aber bereits auf französischem Boden, Spezialisten, deren Aufgabe darin besteht, diese feuerspeienden Miniaturen auf das mechanische Geräusch des aufspringenden Deckels zu prüfen. Wobei der Klang dieses Klings nach Preislage des Feuerwerks nuanciert wird. Die Kunst, die eine Marke zu mehr macht, als zu einem weiteren Anbieter von Gebrauchsdingen, liegt in der geradezu besessenen Beachtung eines solchen nur anscheinend unwichtigen Details.

9 - famous clients - Marylin Monroe

Michael Ade, der Verkaufschefs des Unternehmens, das im Sonnensystem der großen französischen Luxuskonzerne eher ein kleiner Planet ist, will aus der Tradition Funken schlagen, um S.T. Dupont erfolgreich in die Zukunft zu führen. Selbstredend trägt er ein Dupont mit sich herum, das zudem eine biographische Bedeutung besitzt, die zur Heirat seiner Eltern zurückreicht. Weil man zu einem besonderen Anlass ein Memento überreicht, bekam sein Vater von seiner Mutter ein S.T. Dupont-Feuerzeug aus massivem Gold überreicht. Man verabschiedete sich von der Feier, und im Taxi entdeckte sein entsetzter Vater, dass er das Briquet, ausgerechnet dieses Feuerzeug, vergessen hatte. Im Restaurant hatte es ein Kellner gefunden und für den Gast aufbewahrt. Er wird noch lange über das fürstliche Trinkgeld den Kopf geschüttelt haben. „Heute wird immer weniger geraucht, allenfalls in Cigar Bars, wo unsere Kunden unsere Feuerzeuge zücken“, erzählt Ade, „aber ich kenne Nichtraucher, die eines besitzen oder sogar über eine Sammlung verfügen, weil sie von dieser Handwerkskunst fasziniert sind.“ Voilà, so erkennt man Ikonen.

9 - famous clients - Audrey Hepburn

Der bedeutende griechische Philosoph Heraklit meinte vor über 2.000 Jahren, lange vor der Entdeckung des Tabaks, dass der Krieg der Vater aller Dinge sei. Er sollte Recht behalten, denn das erste Feuerzeug des Luxuswarenherstellers wurde 1941 entwickelt. Gründer Simon Tissot Dupont hatte zwar über siebzig Jahre zuvor ein Unternehmen für feine Lederaccessoires und Gepäck gegründet, das bald den besten Ruf in der Gesellschaft und an den Königshöfen genoss, aber mit der Materialknappheit während des Krieges, mussten seine Nachfolger mangels Leder kreativ werden. Sie entwarfen also das erste Feuerzeug mit dem Dupont-Signet – damals noch mit Benzin betankt – und ließen knapp zehn Jahre später ein Gas-Modell folgen. Was aus der Not geboren wurde, feiert in diesem Jahr 75. Geburtstag. Wie ein Handschmeichler fügt sich der kleine Feuerspender so selbstverständlich in die zarte Hand einer Frau wie in die eines Mannes und ist darin Rivalen wie dem robusten Zippo oder dem kühl englischen Dunhill gleich.

Chinese lacquer Atelier collection

Aber da hört auch schon die Ähnlichkeit auf. Denn neben der Aufmerksamkeit, die dem Klang des wie ein Uhrwerk gearbeiteten Deckelscharniers gewidmet ist, spielt bei S.T. Dupont die Bearbeitung des Gehäuses eine wesentlich Rolle. „Man muss wissen“, erinnert Ade, „das Frankreich auf eine große Tradition der meisterlichen Metallverarbeitung zurückblickt.“ Ob Linie „Gatsby“, oder „Linie 2“, die Marilyn Monroe begleitete wie ihr Lieblingsduft Chanel Nr. 5 und auch von der treuen Dupont-Kundin Audrey Hepburn geliebt wurde: Man erkennt das Briquet aus Faverges an den ziselierten goldenen oder vergoldeten Linien, den exakten geometrischen Mustern, die von den Goldschmieden mit einem Diamanten in das Edelmetall geschliffen wurden und der integrierten Zündsäule. Diese Kunst der Graveure hält den Zeichen der Zeit und des Gebrauchs stand und trägt irgendwann dann doch die persönliche Handschrift des Gebrauchs.

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Noch vor der Entwicklung des ersten Feuerzeugs hatte man bei S.T. Dupont den Umgang mit dem Harz des chinesischen Lackbaums gemeistert, nicht zuletzt, weil der Zufall eine Hand im Spiel hatte. Mitte der dreißiger Jahre suchte das Unternehmen per Annonce einen Silberschmied – Maître Placquer – und war verdutzt, als sich als Folge eines Setzfehlers ein Lacquer meldete. Der Mann weihte seinen neuen Arbeitgeber in die Geheimnisse dieser alten asiatischen Kunst ein. Weil es sehr schwierig ist, Lack und Metall dauerhaft miteinander zu verbinden, hält Dupont auch das Patent für dieses Verfahren. Ade, der von Montblanc zu den Franzosen wechselte und ein großer Kenner der Luxusbranche ist, schwärmt vom Charisma des Lacks: „Nach Jahren des Gebrauchs mag das Edelmetall abgegriffen sein, der Lack selbst bleibt wie neu!“ Wie die Uhren von Patek Philippe soll das signierte Feuerzeug als kostbares Erbe von Generation zu Generation weiter gereicht werden. Nicht nur Jackie Kennedy, das Stilvorbild der sechziger Jahre, bestellte ein satt schimmerndes Lackfeuerzeug mit zehn Schichten. Für sie wurde auf Wunsch übrigens auch der bleistiftschmale Goldstift entwickelt, der heute ebenfalls seinen Platz unter den Klassikern des Hauses einnimmt.

test of the flame

Auch Michel Ade ist bewusst, dass erfolgreiche Marken nicht nur immer eine Geschichte erzählen müssen, die Begehren entfacht, ihre Qualität muss auch den Bogen zu einer glaubwürdigen Aktualität schlagen können. Deswegen entschloss man sich, die Produkte mit den Filmen des Gentleman-Spions James Bond, beispielsweise „Spectre“, zu verbinden. Mögen sie in fernen Galaxien angesiedelt sein, aber auch die „Star Wars“ standen Pate für eine Kollektion, ebenso der Blockbuster „Iron Man“. Aber speziell für das Jubiläumsjahr entzündet S.T. Dupont ein Feuerwerk der Expertise seiner Meisterhandwerker: Ein Briquet, das der Chinesischen Mauer nachempfunden ist oder eine Inszenierung en Miniature, die an barocker Opulenz kaum zu überbieten ist. Exzellenz muss sich nicht zwangsläufig im Preis niederschlagen. Für eine neue Kundengeneration, der kühle Modernität näher ist, wurden auch puristische Linien wie „Slim 7“ oder „Minijet“ entwickelt. Aber ein Clou gehört dazu, denn in Faverges ist auch die Flamme eine Frage der Option. Man hat die Qual der Wahl zwischen Fackelflamme, blauem oder gelbem Feuer.

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