NO MORE MULE - Quality Magazine
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NO MORE MULE

Hochklassiger Wein hat seine Kenner und Liebhaber. Gemeinsames Fachsimpeln, bedeutungsschweres Gläserschwenken und wissendes Nippen gehört in den entsprechenden Kreisen mehr oder weniger zum guten Ton. Doch es gibt eine neue Generation von Weintrinkern und Produzenten, für die ein hochwertiger Wein selbstverständlich zum Bio-Burger gehört. Es muss nicht immer Moscow Mule sein.

„Eigentlich braucht die Wein-Szene gar keinen frischen Wind“, findet Moritz Haidle, der Mitte November erneut den ersten und zweiten Platz beim deutschen Rotweinpreis ins heimische Remstal geholt hat, „wichtig ist ja nicht das Etikett oder der Internet-Auftritt sondern der Inhalt der Flasche.“ Zum dritten Mal in Folge räumte sein Lemberger beim „Vinum – Deutscher Rotweinpreis“ ab. Seit er 2013 das Weingut Karl Haidle von seinen Eltern übernahm und nun in dritter Generation führt, gehören solche Branchenevents genauso zu Moritz Haidles Alltag wie Sitzungen des VDP (Verband Deutscher Prädikats- und Qualitätsweingüter). Innerhalb der Vereinigung von gut 200 deutschen Spitzenweingütern trifft man sich regelmäßig und diskutiert über Qualitätsstandards und Klassifikationen. Vor allem die sogenannten Großen Gewächse, die Weine erster Lage und somit der höchsten Klassifikation, verschaffen den deutschen Weinen mittlerweile einen internationalen Spitzenruf. Dass edle Weine aus deutschen Anbaugebieten boomen, wurde erst im September wieder deutlich, als Sammler in Scharen an die Mosel, die Nahe und in den Rheingau strömten, um bei der VDP-Weinauktion die neuesten Jahrgänge zu inspizieren und die eine oder andere Flasche zu ersteigern. Höhepunkt der Auktion: Weltrekord für eine 2003er Scharzhofberger Trockenbeerenauslese, die für satte 12.000 Euro unter den Hammer kam. Eine Welt, der sich Haidle widmet, seit er sich gegen eine Laufbahn als Auto-Designer und für eine Winzerausbildung und ein Önologie-Studium entschied. Bald läuft die Umstellung auf vollständigen Bio-Weinanbau im dritten Jahr, auch im beschaulichen Remstal geht man mit der Zeit. „Ich will etwas dafür tun, dass auch die jüngeren Leute, die noch keine großen Weintrinker sind, welche werden,“ sagt er über seine Ambitionen.

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Am Fusse der Y-Burg baut Haidle, an der Seite seines Vaters, vor allem Lemberger und Riesling an. 2011 produzierte er seinen ersten eigenen Weißwein und nannte ihn Ritzling. Eine Hommage an den Namen „Ritz“, unter dem man ihn als Freestyle-Rapper und Graffitisprayer kennt. Aber ist der 28-Jährige nun ein rappender Winzer, oder doch ein vinifizierender Rapper? Hip Hop ist sein Hobby, Wein die Profession – so lässt sich der Spagat zwischen der Rap-Szene und dem Traditionsbetrieb am ehesten auf den Punkt bringen.Talent beweist Moritz Haidle innerhalb beider Welten: Das reich bestückte Trophäenregal des Weinguts ziert auch der Pokal für den Sieg beim Stuttgarter Rapkessel 2014. Ein Freestyle-Turnier, das der Winzer in einem lässigen Durchmarsch – gespickt von eloquenten Reimen – für sich entschied.

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Ein klein wenig Coolness haucht der sympathische Schwabe ebenfalls einigen seiner Produkten ein. Rhythmus im Blut und ein feiner Gaumen gehen hier Hand in Hand. Und so zierte das Flaschenetikett des hochqualitativen „Ritzling“ schwarze Graffiti-Schrift statt goldener Schnörkellettern. Doch eines stellt Haidle klar: „Wenn ich die Möglichkeit habe, eigene Produkte zu verkaufen, dürfen diese auch gerne meine Handschrift tragen. Für einzelne Projekte macht mir das Spaß, aber sonst ist mir Qualität wichtiger und da versuche ich eher, seriöse und große Weine zu machen. Ich möchte ja keine Etiketten verkaufen, sondern hochqualitativen Wein.“ Die gediegeneren Kenner schätzen die Aromen, Wein-Einsteiger den lockeren Auftritt. Den legte der Jungwinzer auch im Sommer auf Stuttgarts erstem Streetfood Festival hin. Als einziges Weingut repräsentierte Moritz Haidle dort, umgeben von Cocktail-Ständen und kulinarischen Köstlichkeiten, Württembergische Weintradition – untermalt von wummernden Hip Hop Beats, die aus dem Kofferraum seines Wagens dröhnten: „Zuerst kamen die Leute hauptsächlich zu uns, weil wir die beste Musik spielten. Aber dann musste ich meine Eltern anrufen, weil uns der Wein ausgegangen war und sie neue Kisten nachliefern mussten.“ Qualität setzt sich durch – bei  Wein-Awards genauso wie bei Rap-Battles.

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